|
|
Er
ist der ,,Fernsehförster der Nation": Christian
Wolff. Nur wenige Schauspieler in Deutschland werden mit
einer TV-Figur so stark identifiziert wie der 66-Jährige,
der den Förster Martin Rombach spielt. Anlässlich der
200. Folge stand er uns und den Journalisten Rede und
Antwort.
Sie
drehen die 200. Folge "Forsthaus Falkenau". Ist
der Gedanke, im Forsthaus aufzuhören, bei Ihnen noch nie
aufgekommen? Was bedeutet Ihnen diese Arbeit?
Im
Format Familienserie hat es, seitdem es in Deutschland
Fernsehen gibt, noch keine Serie gegeben, die 200 Folgen
mit der gleichen Besetzung gedreht hat. Das
"Forsthaus" ist schon dadurch etwas Einmaliges!
Der Gedanke aufzuhören ist mir in der Tat noch nie
gekommen. Es ist nun mal die Rolle meines Lebens und es
gibt keinen Grund, das freiwillig aufzugeben, so lange das
Forsthaus von den Menschen so geliebt wird. Ich weiß,
dass viele meiner Kollegen Angst haben, durch eine
Serienrolle festgelegt zu sein. Solche Gedanken waren vor
17 Jahren, als wir mit der Serie angefangen haben, stark
verbreitet. Durch die neue Struktur der Fernsehlandschaft
ist das inzwischen weggefallen. Die Sender sind sehr
glücklich mit Darstellern in langlaufenden Serien, denn
dadurch bekommen sie Profil. Für mich persönlich kommt
dazu, dass ich durch den Erfolg von "Forsthaus
Falkenau" und sicher auch durch meine Treue zum ZDF
in einer erfreulichen Situation bin. Ich drehe jedes Jahr
neben dem Forsthaus auch 90-Minüter, die meinen Wünschen
entsprechen, was Drehort und auch Inhalt anlangt. Die
meisten Ideen stammen übrigens von meiner Frau. Das
könnte ich ohne "Forsthaus Falkenau" vermutlich
nicht machen und dafür bin ich sehr dankbar.
Ist
das "Forsthaus" für Sie mehr als eine Rolle?
Es
ist wirklich so, mein Herz hängt am
"Forsthaus". Und es ist auch längst mehr als
eine Rolle, denn ich übe nicht nur die Funktion
"Darsteller" aus, die im Anstellungsvertrag
steht. Ich bin eingebunden in die Entwicklung, bekomme die
Drehbücher zu einem Zeitpunkt zu lesen, an dem
Schauspieler sie normalerweise nicht bekommen und bin
nicht ausgeschlossen, wenn es um die wichtigen Besetzungen
geht. Das hält mich wach und nach all den Jahren die
Spannung hoch.(...)
Bis
zu sieben Millionen Zuschauer sind treue "Forsthaus"-Fans.
Die Serie wird als Kult bezeichnet. Was, glauben Sie, ist
das Geheimnis dieses Erfolges?
Ich
glaube schon, dass der Erfolg dieser Serie darin liegt,
dass wir uns kräftig absetzen vom allgemeinen Trend fast
aller TV-Sender in Deutschland. Es findet all das nicht
statt worauf alle anderen bauen, um Zuschauer zu bekommen:
Sex, Crime, Gewalt. Ich glaube, dass unsere Serie der
beste Beweis dafür ist, dass der Geschmack des Publikums
oft von Fernsehanstalten falsch gedeutet wird.
Eine
der schönsten Erklärungen hat mir eine ältere Dame
geschrieben: "Lachen Sie nicht, aber der Freitag ist
für mich fast so etwas wie eine Therapie." Das ist
die Ruhe, die diese Serie trotz aller Geschichten und
Konflikte – die gelöst werden - vermittelt. Das ist
Familienberatung im weitesten Sinne. Kinder schreiben,
einen Papi wie Martin Rombach hätte ich gerne. Ich bin
sicher auch mit daran "schuld", dass es eine
Menge Förster gibt, die keine Anstellung finden. Es war
ja unglaublich, wie viele Leute in diesen Beruf wollten.
Dummerweise haben Förster es jetzt durch Reformen an
allen Ecken und Enden sehr viel schwerer. Viele
Forstwirtschaftler stehen vor einem Leben ohne Anstellung.
Oft wird versucht, den Förster Rombach um Hilfe zu
bitten. Dann kommen schon mal Faxe an meine Heimatgemeinde
(...) Zum Beispiel soll ein Bannwald bei Passau für ein
großes Reparaturwerk von Mercedes gerodet werden. Da soll
der Förster helfen.
Am
,,Forsthaus Falkenau" scheiden sich die
Fernsehgeister: Die einen sind begeistert, die anderen tun
es als „Küblacher-Forst-Kitsch" ab. Wie gehen Sie
mit dieser Kritik um?
"Kritik
interessiert mich nicht, zumindest nicht die, die ich als
offizielle in den Zeitungen lese. Sie werden kaum Filme
finden, die die Kritik und die Zuschauer gleichermaßen
gut finden. Es ist ja doch ein ganz merkwürdiges
Phänomen, dass die Zuschauer die meisten der Dinge, die
im Fernsehen laufen und wirklich einheitlich gut
kritisiert werden, ulkigerweise nicht sehen wollen. Es
besteht eine große Diskrepanz zwischen dem Geschmack der
Menschen, für die wir das Fernsehen machen, und denen,
die es beurteilen. Wir machen das Fernsehen nicht für die
Handvoll Kritiker."
Warum
hat das Forsthaus außergewöhnlich viele junge Zuschauer?
Am
Anfang war’s nicht so. Inzwischen gibt es die
Erklärung, dass bereits die nächste Generation guckt.
Ich höre das von vielen jungen Frauen, die mit dem
"Forsthaus" groß geworden sind. Jetzt sind sie
selbst Mütter und schauen mit ihren kleinen Kindern.
Außerdem gibt es keine Einwände oder Bedenken gegen
unsere Serie, wenn Kinder fernsehen dürfen. Noch ein
Aspekt: Der Försters schießt nicht. Deshalb sind wir bei
der Jägerschaft auch nicht allzu beliebt. Aber er tut es
bewusst nicht, weil ich weiß, dass viele Kinder zuschauen
und ich möchte diese Kinder als Förster Rombach nicht
dadurch erschrecken, dass er die Tiere, die sie mögen,
erschießt. Natürlich entspricht das nicht der Realität
des Berufes. Aber in allem anderen, was den Förster und
seine Arbeit angeht, wird auf die Realität akribisch
geachtet. Wenn das nicht so wäre, hätte ich nicht das
Forstehrendiplom der Fachhochschule Weihenstephan bekommen
für "Besondere Verdienste um das Ansehen von Wald,
Forstwirtschaft und Forststudium in der
Öffentlichkeit."
Das
Interview führte Margit Preiss.
|
|